Nach unserer Arbeitswoche stand der Besuch meines Bruders an. Für ihn war (glaube ich zumindest) von Anfang an klar, dass er uns in diesem Jahr besuchen wird. Und was bietet sich da besser an als Mallorca?! So hatten wir schon bald mal das Datum gefixt und er seine Flüge gebucht.
So nahm ich ihn am Samstagnachmittag in Port Soller, ankommend mit dem Taxi vom Flughafen, an der Promenade in Empfang. Als erstes gingen wir noch kurz in den Supermarkt, um ein paar 6l Wasser-Kanister zu kaufen – immer gut, wenn man noch zwei starke extra Hände zur Hilfe hat. Danach gings ab ins Dinghy und auf zu Nai‘a!
Vom Wetter her hätte er es besser treffen können – es waren 4m Wellen vorausgesagt und der Himmel war bedeckt. In der Bucht von Soller hatte es auch schon gut geschaukelt (sonst ja eher ruhig). So hatten wir die Wahl, eine sehr unruhige erste Nacht in Port Soller zu verbringen oder Leinen los und Richtung Süden (Sant Elm, Andratx oder Paguera). Wir entschieden uns – nachdem er seine Kajüte bezogen hatte – aufzubrechen.
Als wir die Bucht verliessen, fuhren wir unter Motor frontal in die Wellen – noch selten hatten wir solche Bedingungen und waren somit gespannt auf seine Reaktion. Er nahm es total gelassen und hatte sich dann bald mal in einen unserer bequemen Liegestühle gelegt und ein wenig geschlafen 🤷🏼♂️. Zum Glück konnten wir mit der Welle und dem Wind mit und hatten auch die Genoa (Vorsegel) gesetzt. So rauschten wir mit 6-7kn der Küste entlang – angeschoben von Wasser-Bergen von hinten. Nachdem wir bei der Insel Dragonera weiter nach Süden eingebogen waren, meinte Tanja auf einmal, ob sich da in der Nähe der Küste nicht ein Kajak in Not befindet. Also wurde der Feldstecher zur Hand genommen und die Situation untersucht – tatsächlich winkten uns zwei Personen. Sollten wir nun auch einfach zurück winken und weiterfahren? Natürlich nicht – wir waren ja sowieso schon im Rettungsmodus, nachdem wir einige Tage zuvor Odin vor Schlimmerem bewahrt hatten (Franco, der Besitzer whatsappt mir noch immer regelmässig und bedankt sich für die Tat). Also nahmen wir Kurs auf die Felsen – noch immer mit ca. 2-3m Wellen und somit gehöriger Brandung. Als wir näher kamen, sahen wir zwei Senioren, welche mit ihrem Kajak in Seenot gerieten (gekentert und zumindest die Frau ist nicht mehr reingekommen). Sie hatten zum Glück Auftriebswesten an und konnten sich mit eigener Kraft von den Felsen fern halten – waren aber schon ziemlich erschöpft. Nun mussten wir uns etwas überlegen, um nicht auch noch uns und Nai‘a in Gefahr zu bringen. So fuhren wir rückwärts, gegen den Wind und die Wellen, zu ihnen und warfen ihnen eine Leine zu. Nach zwei Anläufen klappte das und wir wollten sie so ein wenig weiter weg von den Felsen ziehen. Leider reichte die Kraft aber nicht und sie schafften es nicht, die Leine am Kajak zu befestigen. Also fuhren wir erneut zu ihnen und konnten sie dann über unsere Badeleiter an Bord nehmen – das Kajak konnten wir an der Leine befestigen und so hinter uns her ziehen. Sie erzählten uns, dass sie in Sant Elm eine Wohnung besässen und von dort gestartet sind (und gerne wieder dorthin zurück möchten). So haben wir sie zuerst mit Wasser versorgt – etwas anderes wollten sie nicht – und im Anschluss “nach Hause“ gefahren. In der Bucht von Sant Elm waren die Bedingungen dann zum Glück wieder sehr ruhig, da es in der Abdeckung von Wind und Welle lag – so konnten wir sie dort wieder auswildern.
Wir machten uns danach weiter nach Andratx und hatten vor, dort an einer Boje die nächste Nacht zu verbringen. Bei der Annäherung an den Hafen funkten wir die Marineros an, um uns anzukündigen – leider war nix mehr frei, was uns zur Weiterfahrt zwang. Wir fassten dann Paguera ins Auge, da wir diesen Ort bereits kannten und wir das als gut und schön befanden. Dort angekommen, ergatterten wir uns einen schönen Platz und machten uns bereit für den Landgang – nach all den Strapazen entschieden wir uns, auswärts zu essen.
Am nächsten Tag entschieden wir uns, direkt in die Playa de Palma zu segeln – Can Pastilla wurde anvisiert. Wir hatten moderaten Wind und konnten uns somit mit dem Element Windeskraft fortbewegen. Da wir alle Lust auf eine Paella hatten, entschieden wir uns abermals, auswärts essen zu gehen und reservierte ein nettes Restaurant in der Nähe. Das war dann vermutlich der erste Abend seit ca. 4 Monaten, an welchem uns beim Essen ein wenig kühl wurde – wir sassen an der Stand-Promenade und der Wind pfiff durch die Gassen. So hatten wir uns dann wirklich nach dem Essen ins Innere umgesetzt und uns dort wieder aufgewärmt. Der Herbst wurde also nun definitiv eingeläutet! Aber mit Schweizer Temperaturen hatte das natürlich noch nichts gemeinsam – ein paar Grad wärmer war es allemal noch.
Seine letzte Nacht wollten wir im Hafen von Arenal verbringen um a) einen gemeinsamen Ausgang am Ballermann zu verbringen und b) seine Abreise (was ebenso die Anreise von Fati war) so einfach wie möglich zu gestalten. So hatten wir uns erneut im Club Nautico Arenal angemeldet und erhielten einen tollen Platz (nahe der Sanitär-Einrichtungen und des Ein-/Ausgangs des Hafens – nicht so wie beim letzten Mal wo dies 800m zu Fuss entfernt war!). Am späteren Nachmittag verabredeten wir uns mit Martin, unserem Cousin, welcher zeitgleich auf Mallorca war (ok, das ist bei ihm keine Seltenheit – so ist er jedes Jahr 2-3x vor Ort – irgendwie liegt das doch in unseren Wurzeln?!). Wir starteten mit einem Apero auf Nai‘a und gingen im Anschluss mal wieder ins El Patio (wohin denn sonst, wenn Heinz anwesend ist?!) und danach – Ihr ahnt es bereits – auf ein/zwei Drinks in den Bierkönig. Nachdem wir uns dann gegen 2 Uhr auf den Heimweg machten, entschied sich Martin noch auf einen Absacker ins Oberbayern zu gehen – wir drei waren zu müde und strichen die Segel.
So waren die vier Tage dann doch auch schnell vorbeigegangen und wir bestellten im Hafen ein Taxi und verabschiedeten uns von Heinz. Schade, ist er nicht länger geblieben – aber vermutlich war das ja nicht sein letzter Besuch.
*Heinz wurde eigentlich auf den Namen Christian getauft, aber ausser seiner Eltern und seiner Frau nennt ihn aber kaum jemand so 🤷🏼♂️.
Kommentieren