Nach einer ruhigen und gemischten (segeln/motoren) 20stündigen Überfahrt sind wir im Hafen von Bizerte, einem eher kleinen Hafenstädtchen im Nordosten von Tunesien, eingetroffen. Wir wurden sehr nett empfangen und auch das ganze Einreiseprozedere war viel easier als erwartet. Nach dem Anlegen kamen ein Polizei- sowie der Zollbeamte an Bord um diverse Formalitäten in schriftlicher Form zu erledigen. Danach führten wir den Zollbeamten ins Bootsinnere wo die Kabinen und diverse «Kästli» unter die Lupe genommen wurden. Das ganze lief unkompliziert ab und war nicht mal „unangenehm“.. er macht ja auch nur seinen Job. Danach mussten wir noch kurz mit ins Büro für den nötigen Stempel im Pass und das wars dann auch schon. Nun dürfen wir uns im ganzen Land frei bewegen.
Nach einer sehr windigen ersten Nacht sind wir am nächsten Tag für einen Stadtrundgang aufgebrochen. Bizerte gefiel uns soweit ganz gut. Viele bunte Gassen mit diversen Ständen und v.a. vielen Katzen 🤗. Natürlich ist es nicht die sauberste Gegend, oft erinnert sie uns sogar an Indien. Die Menschen sind aber bei weitem weniger „aufdringlich“, sondern begegnen uns stets freundlich und mit einem Lächeln. Sogar ich als westliche, nicht „verhüllte“ Frau wird mit Respekt behandelt und nicht, oder äusserst selten mit „dunklen“ Blicken gemustert.
Zur Zeit befinden wir uns aber bereits auf unserem 10tägigen Roadtrip quer durch Tunesien. Unsere Route ist wie folgt (ein Mix aus beiden Routen):
Momentan sind wir grad in der Hauptstadt Tunis wohnhaft und entdecken die weitläufige Stadt zu Fuss und per Taxi. Hier in der Medina (Altstadt) geht es wortwörtlich zu und her wie auf dem Bazar. Auf den Souks wird Allerlei zu billigen Preisen dargeboten. Tunesien ist in vieler Hinsicht „modern“ geworden. Nebst Ständen von Schuhen und Taschen in allen Formen und Farben gibts Unterwäsche für Mann und Frau. Spitzenwäsche und andere schöne Accessoires sind da zu unserem Erstaunen zu finden. Wir haben ehrlicherweise nicht mit so einer „offenen“ Gesellschaft gerechnet. Auf unserer 4h walking Tour, welche uns zu allen Highlights der neuen und alten Stadt brachte, haben wir schliesslich gelernt, dass Frauen der Zugang zu Bildung schon seit Jahren gewährt wird und hier die Frauen mittlerweile generell an weniger Zwänge gebunden sind.
In keinem anderen arabischen Land nämlich haben Frauen so viele Rechte wie in Tunesien, und in keiner anderen arabischen Gesellschaft sind sie so präsent. Zudem hat kaum ein anderes dieser Länder einen höheren Frauenanteil an den Universitäten und auf dem Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite lesen wir aber diese Tage auch wieder, dass die Frauenrechte, getrieben vom heutigen autoritären Regime, wieder zurückgedreht werden würden 🙈.
Am zweiten Tag haben wir uns in eine andere Gegend von Tunis gewagt. Nämlich nach Karthago und Sidi Bou Saïd. In der Antike war Karthago die Hauptstadt einer großen Handelsmacht und galt bis zur Zerstörung durch die Araber stets als Konkurrent der Stadt Tunis. Ihre herausragende geographische Lage sicherte Karthago die Herrschaft über den Handel im gesamten Mittelmeerraum und verlieh der Handelsstadt eine sehr starke Machtposition. Karthago ist heute eine Weltkulturerbestätte der UNESCO und gilt als historisches Highlight in Tunesien. Die frühere römische Provinz liegt an herrlicher Lage und ist definitiv ein Besuch wert. Wie fuhren mit dem Zug, welcher uns von Tunis downtown in 30min für umgerechnet 24Rp. nach Karthago brachte. Dort besichtigen wir zuerst die Ausgrabungsstätte Byrsa, welche eine mauergeschützte Festung über dem Hafen der antiken Stadt Karthago war. Danach gings zu Fuss weiter zum Amphitheater von Karthago, welches im 1. Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde. Danach schauten wir uns noch weitere Ausgrabungsstätte in der Gegend an. Das absolute Highlight war aber am Ende, die nicht mal eingeplante, Mosque Mâlik ibn Anas Carthage. Was für ein faszinierendes Bauwerk. Die Mâlik ibn Anas-Moschee, ursprünglich El Abidine genannt, befindet sich an einem Ort, der als Odeon Hill bekannt ist. Es wurde in der Nähe der archäologischen Stätte von Karthago gebaut, neben dem Odeon und der Basilika von Damous El Karita. Die Moschee wurde nach nur 3 Jahren Bauzeit in 2003 eröffnet und besteht aus einem Gebetsraum, der bis zu 1.000 Gläubige aufnehmen kann. Als wir ankamen war die Moschee für Besucher eigentlich geschlossen, die Türe stand aber offen, sodass wir einen neugierig Blick hinein wagten. Assis, der zu diesem Zeitpunkt die Aufsicht hatte, kam sofort zu uns und begrüsste uns freundlich. Nachdem ich mit einem Tuch um die Hüfte ausgestattet wurde (den Schal für die Bedeckung des Kopfs und der Schultern hatte ich dabei, nur die Shorts ragten übers Knie 🤷♀️) konnte die spontane private Führung durch dieses imposante Werk beginnen! Was für ein Glück, durften wir doch ganz ohne andere Touristen diesen Ort für ums geniessen, bestaunen und fotografisch für immer festhalten.
Leider sind viele Museen und Kathedralen seit der Revolution in 2010/11 für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Wie schade, aber ändern können wir’s ja leider nicht.
Nach der Besichtigung der Moschee sind wir weiter nach Sidi Bou Saïd. Dort erwartete uns ein hübsches Städtchen mit blau-weiss gestrichenen Gebäuden. Es erinnerte uns sofort an Mykonos. Wir schlenderten durch die verwinkelten Gassen und landeten schliesslich am Orts-Hafen, wo wir nach einer Tasse Cappuccino, mittels Taxi, den Heimweg antraten. Zurück im Hotel ging’s dann gleich ab auf die Rooftop-Terrasse um bei einem Drink diesen fantastischen, lehrreichen Tag ausklingen zu lassen.
Heute gehts weiter nach Monastir und Sousse. Wir sind gespannt was uns da für Szenerien und Begegnungen erwarten.
Wir werden versuchen Euch so zeitnah wie möglich auf unsere Reise mitzunehmen, sprich stets à jour zu berichten. Vermutlich wird uns das je nach Tagesprogramm nicht immer gleich gut gelingen, wir geben aber unser bestes 💪🏻. Zudem wird es wohl mehr Bild als Text geben… das geht schneller 😂 hoffe das passt trotzdem ☺️.
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